Mit Stroh zum grünen Haus

In der Schweiz wird immer noch mehrheitlich mit Beton gebaut. Die Herstellung von Beton ist jedoch mit einem enormen Energie- verbrauch und sehr hohen CO2-Ausstoss verbunden. Eine zukunftsweisende Alternative ist das Bauen mit Stroh.

Blanca Bürgisser


Die Verwendung von Strohballen als Baumaterialien hat viele ökologische Vorteile. So braucht die Herstellung sehr wenig graue Energie: 1 m3 Strohballen erfordert lediglich 10 bis 15 kWh, während 1 m3 Steinwolle 300 bis 600 kWh benötigt. Zusätzlich speichert Stroh sogar CO2, und zwar 1,28 Tonnen CO2 auf 1 Tonne Stroh. Im Idealfall stammt das Stroh sogar von einem Getreidefeld in der Region. Dadurch werden lange Transportwege gespart. Auch entsteht beim Abbau eines Strohhauses kein Sondermüll, denn das Stroh kann entweder wiederverwertet, verbrannt oder kompostiert werden.

Einer der Pioniere, was Bauen mit Stroh in der Schweiz betrifft, ist das Atelier Schmidt aus Trun im Kanton Graubünden. In den letzten 24 Jahren hat die Firma über 60 Strohballenbauten realisiert. Das Architekturbüro setzt dabei auf weitere nachhaltige Materialien wie Holz, Lehm, Kalk, Natursteine, Baumwolle usw. Wenn möglich integrieren sie auch Solarzellen und/oder Warmwasserkollektoren. Ihr Ziel ist dabei die Energieneutralität: Die für die Herstellung und den Bau benötigte Energie soll durch die erzeugte Elektrizität ausgeglichen werden.

 
Verschiedene Bauweisen

Doch wie genau funktioniert das Bauen mit Stroh? «Es gibt zwei Möglichkeiten für den Bau eines Strohballenhauses», erklärt Architekt Werner Schmidt vom Atelier Schmidt, «und zwar die volllasttragende und die teillasttragende Bauweise.» Bei der volllasttragenden Bauart bestehen zwar das Dach und die Decken aus Holz, doch die Last wird von den Strohballwänden getragen. Aus diesem Grund werden die Fenster erst eingebaut, nachdem sich die Wände gesetzt haben. «Das ist die radikalste Bauweise, dafür braucht es eine experimentierfreudige Bauherrschaft», bekennt Werner Schmidt. Denn der Grundriss muss dabei eine gewisse Symmetrie aufweisen und die Anordnung der Fenster ist nicht frei wählbar. Etwas weniger extrem ist die teillasttragende Konstruktion, bei der beim Bau der Strohballen-Aussenwände einzelne Holzrahmen für spätere Fenster gesetzt werden.

 Zu guter Letzt dient Stroh natürlich auch als Dämmmaterial. Bei beiden Methoden werden die Ballen mit Lehm oder Kalk verputzt, um eine solide Oberfläche zu erhalten.


Ein Strohballenhaus ist eine nachhaltige Alternative ist zu gängigen Betonbauten.

 

Gängige Mythen

Da Strohballenhäuser noch nicht so verbreitet sind, gibt es diesbezüglich immer noch einige gängige, falsche Vorstellungen. Die meisten davon können einfach widerlegt werden:

1. Strohballenhäuser sind anfällig für Mäuse und Insekten:
Die benutzten Strohballen sind so stark durch Kompression verdichtet, dass sie keine Zwischenräume mehr aufweisen. Zusätzlich werden die Wände komplett verputzt. Es gelangen also keine ungewollten Gäste in die Wände.

2. Strohhäuser brennen leicht:
Durch die dichte Komprimierung, den Verputz sowie Brandtests und Zertifizierungen wird die Sicherheit gewährleistet.

3. Strohballenbauten schimmeln schnell:
Dieses Risiko besteht einschliesslich während der Zeit, in der die Strohwände noch nicht verputzt sind. Dann muss das Wetter absolut trocken sein. Danach reguliert der Lehmputz die Feuchtigkeit und verhindert Schimmelbefall.

 

« Die Verwendung von Strohballen als Baumaterialien hat viele ökologische Vorteile»


Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass mit guter Bauplanung ein Strohballenhaus also eine sichere und nachhaltige Alternative ist zu gängigen Betonbauten. «Und einige potenzielle Nachteile entpuppen sich gar als Vorteile», fügt Werner Schmidt an. So werden fehlerhafte Konstruktionen beispielsweise durch die Geruchsentwicklung viel schneller bemerkt als bei herkömmlichen Bauten aus Holz oder Beton.

www.atelierschmidt.ch

Zurück zum Blog